Wie multinationale Konzerne Gewinne in Niedrigsteuerländer verlagern

How Multinational Corporations Shift Profits to Lower Tax Jurisdictions

Multinationale Unternehmen nutzen eine Vielzahl komplexer, rechtlich zulässiger Strategien, um Gewinne aus Hochsteuerländern in Niedrigsteuerländer zu verlagern. Zu den gängigsten Methoden gehören konzerninterne Verrechnungspreise, gezielte Fremdfinanzierung und Lizenzgebühren für geistiges Eigentum. Diese Praktiken sind für Steuerbehörden weltweit zu einer Herausforderung geworden, obwohl sie in vielen Fällen den geltenden Regelungen entsprechen.

Verrechnungspreise: Gewinnverlagerung durch konzerninterne Preisgestaltung

Bei der Verrechnungspreisgestaltung legen Unternehmen den Preis für Waren oder Dienstleistungen fest, die zwischen verbundenen Gesellschaften gehandelt werden. Wird beispielsweise eine Leistung von einem Mutterkonzern an eine Tochtergesellschaft in einem Hochsteuerland zu überhöhten Preisen weiterberechnet, wird der steuerpflichtige Gewinn künstlich reduziert. Der Gewinn wird stattdessen in einer Tochtergesellschaft mit niedriger Besteuerung ausgewiesen.

Die OECD-Verrechnungspreisrichtlinien schreiben das sogenannte Fremdvergleichsprinzip vor. Das bedeutet, dass interne Preise dem entsprechen müssen, was unabhängige Marktteilnehmer verlangen würden. In der Praxis ist diese Bewertung jedoch durch schwer zu erfassende immaterielle Vermögenswerte wie Softwarelizenzen oder Markenrechte häufig manipulierbar.

Fremdfinanzierung und Zinsabzug: Steuerersparnis durch konzerninterne Darlehen

Ein weiterer zentraler Mechanismus ist die konzerninterne Fremdfinanzierung. Tochtergesellschaften in Hochsteuerländern nehmen Kredite bei verbundenen Gesellschaften in Niedrigsteuerländern auf. Die Zinszahlungen sind im Hochsteuerland steuerlich absetzbar, während die Zinserträge im Niedrigsteuerland nur gering oder gar nicht besteuert werden.

Dieses Modell wird häufig als „Zinsschachtelung“ oder „Earnings Stripping“ bezeichnet. In vielen internationalen Konzernen macht diese Form der Gewinnverlagerung einen erheblichen Anteil aus. Sie reduziert den steuerpflichtigen Gewinn im Hochsteuerland effektiv, ohne die tatsächliche Kapitalstruktur zu verändern.

Lizenzgebühren und IP-Strukturen: Gewinne mit geistigem Eigentum verschieben

Durch Lizenzvereinbarungen können Unternehmen Einnahmen aus geistigem Eigentum wie Patenten, Software oder Markenrechten in steuergünstige Länder umleiten. Eine Tochtergesellschaft in einem Hochsteuerland zahlt Lizenzgebühren an eine verbundene Gesellschaft, die formell die Rechte an diesen immateriellen Gütern besitzt und in einem Niedrigsteuerland ansässig ist.

So wird der steuerpflichtige Gewinn in der Hochsteuerjurisdiktion gemindert, während die Einnahmen in einer oft nur „virtuell“ operierenden IP-Holding mit minimaler Steuerbelastung landen. Besonders Technologiekonzerne nutzen diese Konstruktionen in großem Umfang.

Bekannte Modelle: Das „Double Irish“ und die „Dutch Sandwich“

Ein klassisches Beispiel ist das sogenannte „Double Irish with a Dutch Sandwich“-Modell. Dabei werden zwei irische Tochtergesellschaften und eine niederländische Zwischenholding genutzt, um Lizenzgebühren aus dem operativen Geschäft in Steueroasen wie Bermuda umzuleiten. Die Konstruktion nutzt Unterschiede im Steuerrecht und Doppelbesteuerungsabkommen geschickt aus.

Obwohl Irland die gesetzliche Grundlage für dieses Modell abgeschafft hat, existieren funktional vergleichbare Strukturen weiterhin, teils unter neuen Bezeichnungen und in anderen Jurisdiktionen.

Internationale Gegenmaßnahmen und regulatorische Entwicklungen

Um diese Praktiken einzudämmen, hat die OECD im Rahmen des BEPS-Projekts (Base Erosion and Profit Shifting) eine Reihe von Maßnahmen eingeführt. Dazu zählen unter anderem strengere Transparenzpflichten, neue Dokumentationsanforderungen bei Verrechnungspreisen und Mindestbesteuerungsregeln wie die globale Mindeststeuer (Pillar Two).

Trotz dieser Initiativen bleibt die praktische Umsetzung schwierig. Unterschiede in nationalen Steuergesetzen, komplexe Bewertungsfragen bei immateriellen Wirtschaftsgütern und die Mobilität internationaler Kapitalströme erschweren eine einheitliche Besteuerung weiterhin erheblich.

Fazit

Multinationale Konzerne nutzen eine Vielzahl legaler Strukturen zur Gewinnverlagerung, insbesondere durch:

  • Verrechnungspreise, die Gewinne durch interne Preisgestaltung in steuergünstige Länder verlagern
  • Konzerninterne Darlehen, mit denen Zinszahlungen steuerlich abgesetzt werden können
  • Lizenzgebühren für geistiges Eigentum, die in Niedrigsteuerländer fließen

Diese Strategien werden oft durch komplexe Konzernstrukturen wie das „Double Irish“ oder IP-Holdings umgesetzt. Trotz regulatorischer Reformen bleibt die steuerliche Optimierung durch multinationale Unternehmen ein zentraler Bestandteil globaler Konzernstrategien. Ein fundiertes Verständnis dieser Methoden ist entscheidend – sowohl für Entscheidungsträger als auch für Steuerexperten und wirtschaftspolitische Akteure.

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